Thüringen Schlusslicht bei Unterstützung von Pflegefamilien

Dreizehn Bundesländer unterstützen Pflegefamilien mit einem höheren Betrag als Thüringen. Baden-Württemberg stellt 105 Euro im Monat mehr für ein fünfjähriges Pflegekind und 86 Euro mehr für Jugendliche bereit. "Das wäre ja noch nachvollziehbar, wenn es sich nur um die reichen Bundesländer handelte", sagt Matthias Bärwolff, sozialpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag. Aber auch Sachsen und Bremen, die nicht für ihren Wohlstand bekannt seien, zahlten zwischen 50 und 71 Euro mehr im Monat. "Das ist ein Schlag ins Gesicht der Thüringer Pflegeeltern."

Lediglich von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern waren in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der LINKEN (Drs. 5/5824) keine Informationen zu erhalten, da dort die Jugendämter über die finanzielle Unterstützung entscheiden. "Es sei nicht nachvollziehbar, warum Thüringerinnen und Thüringer jedes Jahr auf 600 bis 1260 Euro verzichten müssen", kritisiert Karola Stange, gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion. Zumal das Leben in Erfurt auch nicht billiger sei als in Chemnitz.

"Im Landesjugendhilfeausschuss im Dezember konnte uns niemand erklären, warum es diese Benachteiligung gibt", sagt Matthias Bärwolff. Auch nicht, warum sich die Thüringer Behörden nicht an die Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge halten, die von anderen Bundesländern als relativ bindend angesehen werden.

"Deshalb haben wir im Ausschuss einstimmig die Einrichtung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die die Pauschalbeträge für laufende Leistungen in Vollzeitpflege überarbeiten soll", so der LINKE-Abgeordnete. Mittlerweile sei der März fast vorbei und die Arbeitsgruppe ist immer noch nicht eingerichtet.

In Thüringen werde gerne der Mangel an Pflegeeltern beklagt. Jugendämter könnten Kinder aus Heimen nicht vermitteln, weil Familien fehlten, die sie aufnehmen. "Wenn Menschen nicht geworben und angemessen unterstützt werden, brauchen sich Politik und Ämter nicht zu wundern, wenn die Bereitschaft gering ist", stellt Karola Stange fest. Zumal die Aufnahme eines vernachlässigten oder gar traumatisierten Kindes in die eigene Familie eine große Herausforderung sei, die Eltern vor schwierige Aufgaben stelle. Jede Pflegefamilie hat unsere Achtung sowie eine angemessene finanzielle Unterstützung verdient und braucht die Schulung, Beratung und Begleitung, die das Kind in seiner jeweiligen Lebensphase benötigt. "Wir fordern die Landesregierung sowie die Kommunen und kreisfreien Städte auf, endlich die Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen und die Pflegepauschalen auf das Niveau der anderen Länder anzuheben", so Frau Stange abschließend.

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