Katastrophenschutz Thüringen weiter denken - ein Prozent als Zielgröße
Vor dem Jahreswechsel honoriert Donata Vogtschmidt, Sprecherin für Feuerwehr und Katastrophenschutz der Linksfraktion im Thüringer Landtag, die geleistete Arbeit der vielen ehrenamtlichen Rettungskräfte: „Die Corona-Pandemie verlangt bereits vieles ab, auch das Hochwasser im Ahrtal war eine Herausforderung für die vielen ehrenamtliche Helfer:innen, die aus Thüringen zur Unterstützung anreisten. Das ist gelebte Solidarität, dafür vielen Dank! Der Katastrophenschutz wurde zwar in den letzten Jahren immer besser aufgestellt, um bei künftigen Großschadensereignissen Menschen adäquat zu helfen, bedarf es jedoch deutlich mehr Vorhaltungen an Feldbetten, Decken, Notbekleidung und Materialien zur Betreuung und Unterbringung. Wir sollten für Thüringen das Ziel anstreben, im Notfall ein Prozent der Bevölkerung betreuen und versorgen zu können.“
Vogtschmidt weiter: „Gegenwärtig können durch die Vorhaltungen der 22 Katastrophenschutzzüge im Land und der vier dezentralen Katastrophenschutzlager über 1.500 Menschen mit Bekleidung und Feldbetten untergebracht und betreut werden. Das ist ein guter Anfang, aber gerade klimabedingte Unwetterereignisse wie im Ahrtal sind in der Lage, auf einen Schlag mehrere Tausende Menschen obdachlos zu machen. Um für solche Fälle gerüstet zu sein, brauchen wir höhere Kapazitäten als das bisher der Fall ist und müssen die Sanitäts- und Betreuungszüge, aber auch die Katastrophenschutzlager besser ausstatten.“
Die Abgeordnete hatte im Rahmen der Plenarsitzung am 17. Dezember 2021 im Landtag das Innenministerium zur aktuellen Ausstattungssituation befragt. Das Ministerium antwortete, dass die 22 Betreuungszüge der Katastrophenschutzeinheiten 1.100 Personen mit Bekleidung ausstatten können und 440 Personen mit Feldbetten einschließlich Zelten. In den vier dezentralen Lagern stünden noch einmal Bekleidung für 400 Personen und 1.200 Feldbetten zur Verfügung. Eine Verpflegung wäre für etwa 5.700 Personen möglich.
Vogtschmidt weiter: „Wir haben mit Thüringer Katastrophenhelfer:innen, die wochenlang im Ahrtal im Einsatz waren, die Erfahrungen ausgewertet. In Rheinland-Pfalz arbeitete man mit einer Zahl von potenziellen 50.000 Betroffenen, etwas mehr als ein Prozent. In Thüringen entspräche eine Zielgröße von ein Prozent rund 22.000 Betroffenen. Davon sind wir noch weit entfernt. Wir setzen uns deswegen auch für eine bessere Ausstattung im Rahmen des Landeshaushalts 2022 und eine landesweite Inventur bisheriger Vorhaltungen ein.“
Vogtschmidt betont, dass es wichtig sei, durch eine Abfrage bei den Kommunen und Hilfsorganisationen ein Gesamtlagebild über die aktuellen Vorräte zu verschaffen, gerade auch anlässlich notwendiger Ersatzbeschaffungen nach den Hochwassereinsätzen. Daher sei es das Richtige, dass durch das Innenministerium nun eine solche Abfrage veranlasst wurde. „Die Menschen müssen sich im Ernstfall auf ein funktionierendes Hilfsnetz verlassen können. Dazu ist eine ständige Überprüfung notwendig, um Bedarfslücken frühzeitig zu erkennen und zu schließen. Außerdem sollte überlegt werden, die Lager, die bisher bereits einen Fokus auf Hochwasser haben, künftig für andere Krisensituationen noch breiter aufzustellen und dort auch grundlegende haltbare Verpflegung, Energieträger und weitere Sanitätsmaterialien vorzuhalten.“