Güngör zur DGB-Studie: Arbeitgeberdruck macht krank

Lena Saniye Güngör,

Eine aktuelle Studie des DGB zeigt alarmierende Zahlen: Zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland haben 2024 krank gearbeitet – in Thüringen dürfte die Lage ähnlich sein, insbesondere in systemrelevanten Berufen mit hoher Arbeitsverdichtung wie dem Gesundheits-, Erziehungs- und Bauwesen. Besonders betroffen sind Frauen und Beschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen sowie Branchen mit Personalmangel. „Wenn fast 45 Prozent der Beschäftigten sogar eine Woche oder länger krank arbeiten, dann ist das kein Zeichen von Arbeitsmoral, sondern von Angst und Druck“, so Lena Saniye Güngör, gewerkschafts- und gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag.

Die Zahlen zeigten deutlich, so die Fachpolitikerin, „Präsentismus, d.h. auch krank auf Arbeit zu gehen, ist kein individuelles Fehlverhalten, sondern eine direkte Folge von unsicheren Jobs, schlechter Betriebskultur und Überlastung. Wenn über 80 Prozent der Beschäftigten mit Jobangst oder schlechter Arbeitskultur krank arbeiten, dann ist das ein Ergebnis von Arbeitgeberdruck und politischem Versagen – nicht von vermeintlicher Arbeitsverweigerung“. Der von der Studie ausgewiesene Hauptgrund für Präsentismus ist nicht etwa, dass Menschen sich übermäßig mit ihrem Job identifizieren, sondern dass sie befürchten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren oder Kolleg:innen noch stärker zu belasten.

Die Studie zeigt zudem, dass eine schlechte Betriebskultur und hohe Arbeitsbelastung die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Beschäftigte trotz Krankheit arbeiten. „Wenn 79 Prozent derjenigen, die von Arbeitsverdichtung betroffen sind, krank zur Arbeit gehen, dann ist das ein strukturelles Problem, das dringend gelöst werden muss“, so die Abgeordnete weiter.

Doch statt bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, fordern Unternehmenschefs wie Oliver Bäte, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag abzuschaffen. „Das wäre eine Einladung, noch mehr Menschen in den Präsentismus zu treiben – mit fatalen Folgen für ihre Gesundheit und die Wirtschaft insgesamt. Wir brauchen in Thüringen dringend bessere Personalschlüssel, eine Stärkung der Mitbestimmung und ein Ende der Profitlogik im Gesundheits- und Pflegebereich“, fordert die Linke-Politikerin.

„Mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und eine starke Mitbestimmung sind der Schlüssel, um Krankenstände nachhaltig zu senken. Wer will, dass Menschen gesund bleiben, muss Überlastung und Unsicherheit bekämpfen – nicht die Beschäftigten bestrafen“, so Güngör abschließend.

 

 

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