Güngör: Tarifflucht ist kein Geschäftsmodell – Zalando muss Verantwortung übernehmen

Lena Saniye Güngör

Am heutigen Freitag wird der Zalando-Versandstandort in Erfurt zum ersten Mal in seiner 12-jährigen Geschichte bestreikt. Lena Saniye Güngör, gewerkschafts- und arbeitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag, erklärt dazu: „Wer heute bei Zalando die Arbeit niederlegt, setzt ein kraftvolles Zeichen: für Respekt, für gute Arbeitsbedingungen, für die Anerkennung tariflicher Rechte. Wir stehen solidarisch an der Seite der Streikenden. Sie kämpfen nicht nur für sich selbst, sondern für mehr Gerechtigkeit in der gesamten Branche.“

Rund 2500 Beschäftigte arbeiten am Standort Erfurt, je nach Saison werden diese von mehreren hundert Leiharbeiter:innen unterstützt. Laut Ver.di sei das Ziel des Arbeitskampfes ein Anerkennungstarifvertrag für die Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels. Doch Zalando verweigere bislang jede Verhandlung mit der gewählten Tarifkommission.

„Zalando profitiert seit Jahren von der Leistung seiner Beschäftigten, doch wenn es um Sicherheit, faire Löhne und Mitbestimmung geht, duckt sich das Unternehmen weg. Damit ist jetzt Schluss. Die Beschäftigten haben das Heft des Handelns in die Hand genommen. Das verdient unsere volle Unterstützung“, so Güngör weiter.

Die Auseinandersetzung könnte sich über viele Monate hinziehen. Für ver.di ist der heutige Streik ein bedeutender Schritt, insbesondere im Fachbereich Handel. Güngör mahnt Zalando zur Umkehr: „Tarifverträge sind kein Gefallen, sondern Ausdruck von sozialer Verantwortung. Wer sich diesem Dialog verweigert, darf sich nicht als moderner Arbeitgeber inszenieren.“

Klar ist laut der Abgeordneten auch: „Das Streikrecht ist ein Grundrecht. Niemand darf aufgrund der Teilnahme benachteiligt oder eingeschüchtert werden. Und: Leiharbeitskräfte dürfen während eines Streiks nicht im bestreikten Betrieb eingesetzt werden.“

„Zalando sollte diesen Streik als Chance begreifen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Der Weg dahin führt nur über Verhandlungen, nicht über Ignoranz“, so Güngör abschließend.

Mehr aktuelle Themen