Gerechte Löhne, faire Arbeitsbedingungen, gleiche Chancen – Geschlechtergerechtigkeit am Thüringer Arbeitsmarkt stärken
Frauen arbeiten häufiger in prekären Beschäftigungen, verdienen weniger als Männer und tragen den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit. Zwei Drittel der Beschäftigten im Niedriglohnsektor sind Frauen. Viele von ihnen arbeiten unfreiwillig in Teilzeit oder stecken in Minijobs fest und das nicht, weil sie das wollen, sondern weil der Arbeitsmarkt sie systematisch in prekäre Beschäftigung drängt. Die gesellschaftlich unverzichtbare Sorgearbeit, wie Kinderbetreuung, Pflege und Haushalt, wird weiterhin als „Selbstverständlichkeit“ betrachtet, statt als das, was sie ist: Arbeit. Frauen mit Migrationshintergrund und Frauen mit Behinderung sind dabei besonders benachteiligt. Sie verdienen nicht nur weniger, sondern werden durch strukturelle Hürden zusätzlich vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen: Fehlende Anerkennung von Abschlüssen, höhere Arbeitslosigkeit und Diskriminierung im Bewerbungsprozess verhindern gleiche Chancen. Diese strukturelle Benachteiligung prägt das gesamte Erwerbsleben und führt zu einem hohen Risiko für Altersarmut.
Aus diesen Gründen hat die Fraktion Die Linke einen Antrag in den Thüringer Landtag eingebracht, der heute beraten wurde. „Geschlechtergerechtigkeit ist kein Selbstläufer. Wer sie erreichen will, muss handeln“, begründet Lena Saniye Güngör, arbeits- und gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion das parlamentarische Vorgehen. „Neben einer besseren Bezahlung in Berufen mit hohem Frauenanteil geht es um armutsfeste Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erläutert die Fachpolitikerin.
Mit ihrem Antrag, der nun in den zuständigen Landtagsausschüssen weiterberaten wird, fordert Die Linke unter anderem verbindliche Lohntransparenz, um geschlechtsspezifische Lohnungleichheiten offenzulegen und zu beseitigen. Berufe mit hohem Frauenanteil, insbesondere in der Pflege, Erziehung und sozialen Arbeit, müssen finanziell aufgewertet werden. Arbeitgeber:innen sollen in einer Öffentlichkeitskampagne für faire Arbeitszeitmodelle sensibilisiert werden, damit Erwerbsarbeit und Familie besser vereinbar sind. Die flächendeckende Ganztagsbetreuung in Kitas, Schulen und Horten muss gesichert werden, damit Care-Arbeit nicht länger unbezahlt auf den Schultern der Frauen abgeladen wird. Der Mindestlohn muss so angepasst werden, dass insbesondere Frauen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien vor Altersarmut geschützt werden. Gleichzeitig muss das Ehegattensplitting endlich abgeschafft werden, weil es Frauen in finanzielle Abhängigkeit zwingt.
„Gute Löhne, sichere Arbeit und gleiche Chancen sind keine Privilegien, sondern Grundrechte“, unterstreicht die Abgeordnete. Die Landesregierung ist mit dem Antrag aufgefordert, auf Landes- und Bundesebene die notwendigen Reformen anzustoßen. „Wer sich für eine gerechte Gesellschaft einsetzt, kann nicht hinnehmen, dass Frauen schlechter bezahlt werden und später in Altersarmut landen. Es braucht eine aktive Politik, die strukturelle Benachteiligungen nicht nur benennt, sondern beseitigt. Gleichstellung bedeutet nicht warme Worte und Blumen zum Frauentag, sondern gleiche Löhne, faire Arbeitszeiten und eine Politik, die endlich aufhört, Frauen in prekäre Beschäftigung abzudrängen“, erklärt Güngör.