Gegliedertes Schulsystem kompensiert soziale und kulturelle Unterschiede nicht
"Im gegliederten Schulsystem werden soziale, kulturelle und ökonomische Unterschiede der Elternhäuser nicht kompensiert, sondern verstärkt. Nicht der Lehrer ist ungerecht, das System zementiert Chancenungleichheit", kommentiert Michaele Sojka, Bildungspolitikerin der Fraktion DIE LINKE, die Ergebnisse einer neuen Auswertung bereits vorliegender Bildungsstudien.
"Die Bildungswege von Kindern und Jugendlichen werden maßgeblich von den Eltern bestimmt. Und diese Abhängigkeit wird umso größer, je eher Schüler in unterschiedliche Schularten einsortiert werden", betont Frau Sojka. Bei der in Thüringen bestehenden Trennung der Kinder in Gymnasium und Regelschule nach Klasse 4 entscheiden vorwiegend die Eltern. Der Elternwille, dass das Kind bei gleich hoher Leistungsfähigkeit auf ein Gymnasium wechselt, ist in einem Arbeiterhaushalt nahezu 5 Mal geringer als in höheren Bevölkerungsschichten.
Das Problem sei allerdings in Thüringen schon lange bekannt. "Das gute Abschneiden Thüringer Schulen ist insbesondere das Resultat der hervorragenden Arbeit, welche die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen tagtäglich vor Ort leisten", unterstreicht die Bildungsexpertin der LINKEN. Dies komme auch in der jetzt vorliegenden Metastudie zum Ausdruck. Aber das gegliederte Schulsystem mit der europaweit frühesten Trennung der Schüler nach Klasse 4 sei ein massives Problem, denn damit würden die bestehenden Abhängigkeiten vom sozio-ökonomischen Status der Elternhäuser und der Bildungswege ihrer Kinder nicht kompensiert, sondern weiter verstärkt.
"Auch die punktuelle Einführung von Gemeinschaftsschulen mit längerem gemeinsamen Lernen bis Klasse 8 ändert an der momentanen Situation wenig", konstatiert Frau Sojka. Da in Thüringen auch unter SPD-Mitregierung generell am Gymnasium ab Klasse 5 festgehalten werde, bleibe ein höherer Bildungsweg von Abitur zu Hochschulen für viele Kinder aus sozial schlechter gestellten Elternhäusern verschlossen. "Wir brauchen in Thüringen endlich flächendeckend und für wirklich alle Schüler das längere gemeinsame Lernen", fordert Frau Sojka abschließend.