Gedenken an Pogromnacht in Gotha durch Nazis bedroht

Am Donnerstag, 9. November, jährte sich die Pogromnacht in Deutschland zum 79. Mal. Wie in vielen anderen Städten und Gemeinden wurden auch in Gotha die Synagoge niedergebrannt und 52 Jüdinnen und Juden im direkten Anschluss daran inhaftiert. 28 von ihnen wurden direkt ins KZ Buchenwald deportiert. Kaum jemand von ihnen hat überlebt.

Wie jedes Jahr gedachte das Gothaer Bündnis gegen Rechts mit einer Kranzniederlegung auf dem Jüdischen Friedhof und einem Lichterlauf vom Friedhof zur Gedenkstätte am Platz der ehemaligen Synagoge der Opfer der Reichspogromnacht und verurteilte rassistische Entwicklungen sowie antisemitische Anschläge. Auch die Stadt gedachte wie immer der jüdischen Opfer.
Neben der offiziellen Gedenkveranstaltung der Stadt und dem Lichterlauf des Bürgerbündnisses gab es auch zwei genehmigte Kundgebungen von Neonazis. Wenige Meter vom Haupteingang des Jüdischen Friedhofs entfernt forderte der in Gotha stadtbekannte Neonazi Marko Zint mit einigen Anhängern auf einem Transparent „Schluss mit dem Schuldkult“.

„Es ist ein Skandal, dass eine Neonazikundgebung an diesen beiden jüdischen Gedenkorten vom Landratsamt Gotha genehmigt wurde“, erklärt die Wahlkreisabgeordnete der Landtagsfraktion DIE LINKE, Dr. Johanna Scheringer-Wright. „Das ist nicht nur eine Instinktlosigkeit des CDU-Landrates und seiner Ordnungsbehörde, sondern offenbart eine absolute Ignoranz und befördert die Verhöhnung der Opfer“, so die Abgeordnete weiter.

Jahrelang verlief das Gedenken an die Opfer der Pogromnacht am 9. November in Gotha ungestört, fast schon unbeachtet. Dass 2017, dem Jahr, in dem der Thüringer AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Höcke die Forderung nach einer 180 Grad-Wende in der Erinnerungspolitik gefordert hat, Neonazis die Pogromnacht öffentlichkeitswirksam besetzen und damit eine direkte Drohung gegen Juden und Gedenkende demonstrieren können, ist kein Zufall.

„Ich bin entsetzt, dass das Landratsamt Gotha diese antisemitische Einschüchterung vor Ort zugelassen hat“, kritisiert die Abgeordnete. Auch der Vorsitzende des Gothaer Bündnis gegen Rechts reagierte betroffen, berichtet Johanna Scheringer Wright. Er sei traurig und wütend über die eingetretene Situation. Es zeige sich, dass das Brecht´sche Zitat ‚Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch‘ nichts an Aktualität eingebüßt habe.

Scheringer-Wright kündigt an, dass dieser Vorfall nicht zu den Akten gelegt werden kann, sie werde mit den verantwortlichen Behörden des Landkreises Gotha das Gespräch suchen und Aufarbeitung verlangen.

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